Ein Nachtflug, Fridtjof Nansen und ich …

Die Bucht unweit des ersten Hauses von Fridtjof Nansen und ich ... (Bildrechte: privat)

Willkommen zur Nordlichtpost, eine Zeitreise per Blog in die Goldene Ära der Polarforschung um 1900 begleitend zu meinem historischen Roman: „EISMUSIK. Fridtjof Nansens größte Liebe„, bei Droemer veröffentlicht unter dem Autorennamen Angela Lund. (Shortlist DELIA-Literaturpreis 2024).

Nordlichtpost Folge 1 „Ein Nachtflug, Fridtjof Nansen und ich …“ – eine Blogserie zu meinem Polar-Roman „Eismusik“ (Droemer 2023)

Angela Marina Reinhardt mit ihrem Roman "Eismusik", 2023 bei Droemer unter dem Autorennamen Angela Lund erschienen, Bildrechte: privat

Vielleicht sollte ich mit einer kurzen Vorstellung beginnen: Hallo, ich heiße Angela Marina Reinhardt und schreibe historische Romane (für Droemer z.B. auch als „Angela Lund„). Zuvor habe ich als Journalistin und Redakteurin für verschiedene Print-, Online- und vor allem Hörfunkmedien gearbeitet.

Aber mein Herz hing immer am Schreiben. Und ich habe es keinen Tag bereut, dass ich vor fünf Jahren den Redaktionen den Rücken kehrte, um das Unmögliche zu wagen und in Vollzeit Romane zu schreiben. Bis heute ist dies für mich Berufung und die Erfüllung eines Lebenstraums.

Auch Eva und Fridtjof Nansen, die beiden Hauptfiguren meines biografischen Romans, kennen sich mit Wagnissen und großen Träumen aus: Der Polarforscher Fridtjof Nansen unternahm in seinem Leben praktisch ständig Dinge, die als unmöglich galten. Und die Sängerin Eva Sars Nansen rang ihr Leben lang um das, was noch heute für die meisten Künstlerinnen mit Kindern ein steter Kampf ist: Sichtbarkeit, Freiräume und Anerkennung. 

Mein Roman spielt vor 130 Jahren in Norwegen, aber das Dilemma, in dem sich Eva und Fridtjof befinden, und ihre Konflikte könnten sich eins zu eins auch in der Gegenwart abspielen. In vielerlei Hinsicht ist „Eismusik“ also gar nicht historisch, sondern absolut zeitlos.

Eva Sars und Fridtjof Nansen
Eva Sars und Fridtjof Nansen (gemeinfrei)

Insgesamt habe ich fast fünf Jahre an dem Buch gearbeitet und bin intensiv in das Leben der Nansens eingetaucht. Dabei habe ich mich durch unzählige Regalmeter Forschungsliteratur zum goldenen Zeitalter der Polarforschung gearbeitet. Dieser Roman ist mein absolutes Herzensprojekt und wenn ihr ihn lest, hat er schon einen langen Weg hinter sich gebracht. 

Wie alles anfing …

Man könnte sagen, es begann mit einem Zufallsfund: Bei der Recherche für ein anderes Buch stieß ich zunächst auf den sogenannten Nansen-Pass (ein spezielles Ausweisdokument) und dann auf seinen Erfinder, den Polarforscher, Diplomaten und späteren Friedensnobelpreisträger Fridtjof Nansen. Ich las über sein Leben, seine Ehe mit Eva und wusste: Das ist es.

Aber eigentlich beginnt die Vorgeschichte zu diesem Buch früher, nämlich mit einem Nachtflug über Grönland. Oder, wenn wir noch viel weiter zurückgehen, mit einer Anthologie, die mir mein Vater zum 14. Geburtstag schenkte: Wege ins Eis (nur noch antiquarisch erhältlich).

Ich las das Bändchen mit Texten von Shelley bis Ransmayr binnen zwei Tagen durch und hing am Haken. In den folgenden Jahren kamen viele weitere »Eisbücher« hinzu: Ich ließ mich von den Expeditionsberichten der großen Polarreisen fesseln, verfolgte die Geschichten vom historischen Wettlauf zum Südpol und reiste mit Hilfe von Büchern in die kältesten Gegenden der Erde. Die Faszination der Polargebiete hat mich seither nicht mehr losgelassen, auch wenn ich gerne zugebe, dass ich als geborene Stubenhockerin Regionen wie die Antarktis oder das grönländische Inlandeis am liebsten von einem gemütlichen Lesesessel aus erkunde – an ein warmes Hündchen geschmiegt und begleitet von Tee und Keksen… 

brown and white short coated dog on gray couch, Bildrechte: Unsplash
Foto von Jexo auf Unsplash

Doch zurück zum Thema: Das zweite Schlüsselerlebnis war besagter Nachtflug nach Vancouver mit Mitte 20. Die Maschine überquerte Nordgrönland ungefähr auf der Höhe von Qaanaaq (falls das einer von euch kennt?) Die meisten meiner Mitreisenden schliefen oder versuchten es zumindest, fast alle hatten ihre kleinen Bullaugenfenster geschlossen und kein Interesse an der Polarnacht da draußen. Nur ich klebte mit der Nase am Oval meines Fensters, starrte hinunter auf die mondbeschienene Eislandschaft und konnte mich kaum sattsehen. 

Wie schön war es dort, wie still, unberührt und wunderbar! Und wie tödlich… Der Gedanke, dass ich, selbst wenn ich als einziger Mensch einen Absturz des Flugzeuges überleben sollte, in dieser Wildnis so gut wie tot wäre, erfüllte mich mit Faszination und Grausen zugleich. Doch die Faszination überwog. Ich glaube, ich habe damals die ganze Nacht aus dem Fenster geschaut und danach  Qaanaaq  zu meiner inneren Liste der Orte hinzugefügt, die ich einmal in meinem Leben sehen möchte.

a red sailboat in the water near icebergs, Bildrechte: Unsplash
Foto von Hector John Periquin auf Unsplash

Spätestens mit diesem Flug bin ich endgültig zum Polarfreak mutiert. Ich schaue mir jede Doku über Regionen jenseits der Polarkreise an, bin ein Fan von Arved Fuchs & Co. und verfolge die Berichterstattung über alle größeren Expeditionen im ewigen Eis. Die dramatische Erwärmung der Arktis macht mir Angst und natürlich habe ich trotz Pandemie die MOSAiC-Expedition und die Eisdrift der Polarstern verfolgt. Ortsmarken und Namen wie Svalbard, Bäreninsel, Weddellmeer oder Nunavut versetzen mir einen wohligen Schauer und wecken mein Fernweh. Und entdecke ich im Buchladen ein Cover mit Eisbergen, Eisbären oder Hundeschlitten, werd ich schwach. 😍

Mit „Eismusik“ will ich euch also nicht nur gut unterhalten, sondern dieses Buch ist auch meine ganz persönliche Reise Richtung Norden. Danke, dass ihr mit an Bord seid! 

In der nächsten Nordlichtpost geht es nach Norwegen zur Jahrhundertwende und in die Hauptstadt Oslo, die damals noch ganz anders hieß. Und ich stelle euch ein paar der Menschen vor, die wichtig für Eva und Fridtjof waren, darunter zum Beispiel auch der berühmte Komponist Edward Grieg. 

Bis dann und macht es gut! 

👋 Angela 

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