Julius Payer: Bucht des Todes / Starvation Cove (1897)

Halloween-Special: Schrecken! Eis! Finsternis! 🎃💀

Zu Halloween ein kleiner Exkurs samt Buchempfehlungen zu Polargeschichten mit GRUSELFAKTOR.

Arktis und Antarktis als Orte des Bösen, des Außerweltlichen und Hort aller möglichen Geister – das ist eine uralte Vorstellung. Schon die altnordische Mythologie war der Überzeugung, im Norden liege Hel, das Reich der Totengöttin und Nástrǫnd, der »Leichenstrand«

Bild aus „Mary Shelley’s Frankenstein“ von und mit Kenneth Branagh (Bild:Universal)

Dort im Norden, in Dunkelheit und Kälte, lag Helheim, die Behausung des Todes, wo die Todesgöttin herrschte; dort lag Naastrand, der Leichenstrand. Dorthin, wo kein lebendes Wesen atmen konnte, dorthin zog es Schar auf Schar – warum?

(Fridtjof Nansen: In Nacht und Eis, Band 1, 1897)

Seit Mary Shelley mit »Frankenstein« haben zahlreiche Künstler in den letzten 250 Jahren das Grauen beschrieben, das einen in der ewigen Kälte heimsuchen kann – inmitten der finsteren Polarnacht, mit tückischem Treibeis und der Möglichkeit, auf das größte Landraubtier der Erde zu treffen…🐾

Irgendetwas ist da draussen….

Zu »Farthest North« als Schreckensort gibt es unfassbar gute Bücher, hier exemplarisch einige persönliche Tipps:

💀 Dan Simmons: Terror (auch als Serie bei Prime)

💀 Arthur Conan Doyle: Kapitän der Polestar

💀 Ally Wilkes: All the White Spaces (nur engl.)

💀 Christoph Ransmayr: Die Schrecken des Eises und der Finsternis

💀 Peter Høeg: Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Die Arktis-Passagen sind sehr beklemmend und „eerie“).

ch möchte auch erwähnen, dass ich einige Romane, die eher dem Genre Seeabenteuer zuzuordnen sind, wie „Moby Dick“ von Melville oder „Nordwasser“ von Ian McGuire, teilweise als äußerst gruselig empfinde. Da sie jedoch nicht ausschließlich in polaren Gewässern spielen, lasse ich sie hier außen vor.

Manches Buch hat man quasi im Handapparat stets bereit… 🙂

Als Titelbild zu diesem Exkurs habe ich euch übrigens ein besonderes Schätzchen herausgesucht: Denkt nicht, mein Eismusik-Held Fridtjof Nansen sei die einzige Polarlegende mit Zeichentalent gewesen.

Oh nein, denn derjenige, der 1874 ebenjene arktische Inselgruppe entdeckte, in der Nansen zwanzig Jahre später fast verloren ging, dieser Polarpionier wurde in seiner zweiten Lebenshälfte hauptberuflich zum gefeierten Maler: Julius Payer.

Bei den Buchtipps oben findet sich Payers bisher einzige, sehr empfehlenswerte Biografie. Vor seinem Polarabenteuer war er seinen Zeitgenossen als Alpinist und Kartograph bekannt, der unter schwierigsten Bedingungen große Teile der Ostalpen kartiert hat, wie Ortlergebiet und Adamellogruppe.

Es fasziniert mich bis heute, dass Julius Payer, zu einer Zeit, als es kaum machbar war, in Polnähe zu fotografieren, der Welt dennoch einen Eindruck von dem vermitteln konnte, was er im ewigen Eis mit eigenen Augen gesehen hatte – und zwar in riesigen Ölgemälden.

Ein Beispiel dafür ist besagtes Titelbild oben, das den Angriff eines Eisbären zeigt. Das Gemälde trägt den Namen „Die Bucht des Todes“ und spekuliert über das Schicksal der Franklin-Expedition (Sagte ich schon, dass das 19. Jahrhundert von Franklin regelrecht besessen war?) und hängt im Institut für Geophysik der Akademie der Wissenschaften in Prag.

In diesem Sinne: Happy Halloween! 🎃

Hier und oben zwei Ausschnitte aus der Serie „Terror“ (Bild: AMC)

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