24. Juni 1893: Fridtjof Nansen sticht mit der FRAM in See

Am 24. Juni 1893 – also genau HEUTE vor 131 Jahren am Mittsommertag – brach Fridtjof Nansen mit der “Fram” von Oslo aus zum Nordpol auf. Hier auf dem Bild sehen wir ihn und seine Mannschaft an Bord des legendären Schiffes.

24. Juni 1893: Fridtjof Nansen sticht mit der FRAM in See

Die geplante Eisdrift der “Fram” galt als hochriskant und man wusste, selbst im Erfolgsfall würden Jahre vergehen, bis man von ihr wieder ein Lebenszeichen bekäme. Halb Oslo (das damals noch Christiania hieß) war an jenem Tag auf den Beinen, um Fridtjof Nansen zu verabschieden. Eva wiederum sagte ihrem Mann zuhause Lebewohl.

In Lysaker bei Oslo. Die Bucht, wo einst das erste Haus der Nansens stand, die „Villa Godthaab“. Hier hat sich an jenem Morgen Eva von ihrem Fridtjof auf unabsehbare Zeit verabschiedet …

Wie es sich gehört, kursieren allerlei heroische Anekdoten zu diesem denkwürdigen Tag des Aufbruchs.

Ich habe sie mir für meinen Angela-Lund-Roman „Eismusik“ fast alle gespart und stattdessen überlegt, wie sich Eva und Fridtjof (den ich im Roman norwegisch abgekürzt „Frido“ nenne) wohl ganz privat in ihrer heimischen „Villa Godthaab“ verabschiedet haben könnten.

DAS könnt ihr dann im Buch nachlesen. Doch hier unten springe ich zur nächsten Szene und zeige euch in einem ersten Textschnipsel, was nach dem Abschied passiert…

Viel Spaß beim Lesen!

Angela

(Anmerkung: Dieser Artikel ist Teil des Newsarchivs und erschien Sommer 2023 in meinem Newsletter)


24. Juni 1893, Mittsommertag, im Kristianiafjord

Die Pinasse kam zu spät. An Bord würde man längst auf Frido warten und sich fragen, wo der Kopf des gesamten Unternehmens blieb. Leichter Wind war aufgekommen, und der Himmel verhieß einen trüben Tag. Von Kristiania aus gesehen, lag sein Zuhause fjordabwärts. Er würde also um die Landspitze von Bygdøy herum und ein Stück weit zurück zum Hafen steuern müssen.

Ein Schritt vor und zwei retour. Und das ist erst der Anfang …

Der Motor der Pinasse blubberte in seinem Rücken und schwankte in Wellengang, verursacht von einer der zahlreichen Yachten, die im Fjord kreuzten. Als er sie an ihrer Backbordseite passierte, kamen vom Deck Jubelrufe: Man hatte ihn entdeckt. Doch Frido stellte sich taub und sah nicht hin. Er sah nirgendwo hin, starrte auf das Wasser, hielt die Pinasse auf Kurs.

Wie kann ich sie nur so verlassen?

Erst als die Fram in Sicht kam, blickte er auf. Sie hatten sein Schiff vom Hafen hierher überführt. Jetzt schwankte »das dicke Trumm« fertig beladen und aufgetakelt auf den Wellen, unzählige Jollen und Ruderboote umkreisten es wie Putzerfische.

Die Dampfmaschine vibrierte und brummte, alles wartete auf ihn, seit fast zwei Stunden. Er manövrierte die Pinasse längsseits des Schiffsrumpfs, überließ sie einem seiner Männer und kletterte an Bord. Als er neben Otto Sverdrup auf das Achterdeck trat, blickte dieser ihn fragend an. Doch Frido schwieg. Ach, mögen sie … mögen wir alle zur Hölle fahren!


Angela Lund: Eismusik – Fridtjof Nansens größte Liebe

2023, 1. Auflage., 400 Seiten, Verlag: Droemer
ISBN-10: 3426282283
ISBN-13: 9783426282281
November 2023


(Anmerkung der Autorin: Eine „Pinasse“ ist ein kleines Beiboot. Nansen nahm sogar eine motorisierte Pinasse mit, was zu der Zeit als hochmodern galt. Doch wie das mit High-Tech-Geräten so ist, sorgte deren Bordmotor schon bald für einigen Verdruss und Nansen selbst musste in der nordsibirischen Einöde daran herumschrauben. Aber das erfahrt ihr alles im Buch… 🤓😎)

Die FRAM heute in ihrem großartigen Museum in Oslo, ich habe mehrere ganze Tag dort verbracht.

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