Im Land der Mitternachtssonne – Polarfieber und ewiges Licht

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two houses beside body of water under clear blue sky during daytime

Dieser Blogartikel ist Folge 4 einer Neuauflage der „Nordlichtpost“ – einer exklusiven Newsletter-Serie rund um die Veröffentlichung meines Romans „Eismusik – Fridtjof Nansens größte Liebe„. Alle Folgen auf einen Blick hier.

Der Wettlauf zum Nordpol

Um 1900 grassierte in Europa und Nordamerika ein regelrechtes Polarfieber.

Alle Welt schaute auf die Abenteurer, die es ins ewige Eis zog und zu den weißen Flecken auf den Landkarten. Eher unterentwickelt war dagegen das Bewusstsein für den Lebensraum Arktis und die dort lebenden Völker.

Mit den Polen ließ sich auch gutes Geld verdienen. Hier zum Beispiel ein norwegisches Brettspiel von 1893, mit dem man den „Wettlauf zum Nordpol“ nachspielen konnte. Wer in Norwegen hat damals wohl meist das Rennen gemacht?

Ein Brettspiel, das um 1893 in Norwegen verkauft wurde

Peary, Cook, Henson

Einige Jahre später dann in den USA der Zank um den Status „Erster am Nordpol“.

Zwischen den beiden Amerikanern Robert Peary und Frederick Cook entbrannte ein erbitterter Streit um die Frage, wer von beiden mit seinem Expeditionsteam als erster den geographischen Nordpol erreicht hatte.

Der Clou: Nach neuesten Forschungsergebnissen sind die Behauptungen beider Kontrahenten fragwürdig.

Sollte das Peary-Team aber tatsächlich den 90 Grad Nord erreicht haben, so wäre nach den Originalberichten ohnehin nicht Peary der „Allererste am Pol“ gewesen, sondern sein afroamerikanischer Teamkollege ​Matthew Henson​, zusammen mit den vier Inuit-Jägern Egingwah, Ooqueah, Ootah und Seeglo.

Und es ist traurig und leider typisch (nicht nur) für die damalige Zeit, dass kaum jemand diese Männer feierte, sondern nur den umtriebigen Expeditionsleiter Peary.

In das damalige Bild vom Entdecker, den man sich kaum anders als weiß vorstellen konnte, passten Henson und die Inuit wohl nicht.

Mathew Henson, der mutmaßlich „erste Mann am Nordpol“ 1909 (bild: public domain)

Mitternachtssonne und Polartag

Stellt euch vor, ihr reist nach Norden. Schon in Norddeutschland bemerkt ihr im Juni und Juli, wie außergewöhnlich lange es abends hell bleibt.

In Skandinavien und rund um die Ostsee spricht man von den „Weißen Nächten“, so lautet übrigens auch der Titel einer wunderschönen Dostojewski-Novelle.

Überschreitet ihr dann irgendwann den Polarkreis, erlebt ihr, dass die Sonne im Sommer viele Wochen lang am Himmel bleibt. Dieses Phänomen trägt den Namen Polartag.

Aber wie kommt das zustande? Die Neigung der Erde ist der Schlüssel. Während des Sommers neigt sich der Nordpol zur Sonne und behält diese Position bei, ungeachtet der Erdrotation. Die Sonne verbleibt am Himmel und taucht auch um Mitternacht nicht unter den Horizont.

Daher spricht man auch von der „Mitternachtssonne“.

gray concrete bridge
Foto von Hu Chen auf Unsplash

Besucht ihr das Nordkap bei Hammerfest, könnt ihr zwischen Mitte Mai und Ende Juli den Polartag erleben.

Auf Spitzbergen, das weiter im Norden (zwischen 74° und 81° nördlicher Breite) liegt, ist dieses Phänomen noch stärker. Dort bleibt die Sonne vom 20. April bis zum 23. August über dem Horizont.

Kurz gesagt: Je weiter ihr Richtung Nordpol reist, desto länger währt der Polartag.

Und wie sieht es direkt am Pol aus? Reichlich verrückt: Stellt euch einen anhaltenden Tag vor, der einen ganzen Sommer andauert!

Nach dieser Zeit folgt eine kurze Phase, in der sich der Tag-Nacht-Rhythmus rasch verändert. Anschließend dominiert die Polarnacht – viele Monate arktischer Winter in Dunkelheit.

Naja, bleiben wir lieber im Hellen: Hier habe ich euch ein paar Sommerbilder vom Nordkap, von den Lofoten und Spitzbergen zusammengestellt. ☀️

(Bildrechte: unsplash)

a group of small houses sitting on top of a rocky hillside
Foto von Nicola Abraham auf Unsplash
flower field near the body of water during golden hour
Foto von Vidar Nordli-Mathisen auf Unsplash

Und was erwartet Euch in der nächsten Nordlichtpost?

Noch eine Leseprobe aus „Eismusik“ und eine schicksalsträchtige Ruderpartie auf dem Oslofjord…

Bis dahin schöne Grüße und macht es gut! 👋 Angela

silhoutte of mountains during sunset
Foto von Ivana Cajina auf Unsplash


Hier die letzten Folgen der Nordlichtpost:

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