Dieser Blogbeitrag erschien begleitend zur Veröffentlichung meines Romans „Eismusik“ exklusiv in meinem Newsletter unter dem Titel „Nordlichtpost #2: Wo liegt eigentlich Kristiania?“
Norwegens Hauptstadt um die Jahrhundertwende und ihre historischen Persönlichkeiten
Wusstet ihr, dass Oslo früher ziemlich lange anders hieß? In dieser Ausgabe der Nordlichtpost nehme ich euch mit in das alte Kristiania um 1900 und erzähle über Edvard Grieg, Friluftsliv und Fridtjof Nansens Schwiegermutter.

Kurz vor 1900 (also zu der Zeit, in der mein Roman „Eismusik “ spielt), trugen nicht wenige Orte in Skandinavien andere Namen. So auch die Hauptstadt Norwegens, die zu dieser Zeit »Kristiania« (norwegische Schreibweise) hieß. Norwegen selbst war Teil der »Schwedisch-Norwegischen Union« und sollte erst eine Dekade später unabhängig werden. Umso stolzer waren die Einwohner Kristianias um 1900 auf alles, was in ihren Augen als typisch norwegisch galt: Skifahren, Friluftsliv (= Aktivitäten an der frischen Luft) und ihre »Nationalheiligen« Henrik Ibsen und Edvard Grieg.

Grieg, Ibsen und die Salons der Hauptstadt
In Henrik Ibsens Stammlokal, dem „Grand Café“ , war stets sein Lieblingsplatz reserviert. Und wenn Edvard Grieg – ein musikalischer Mentor der jungen Eva – auf seinen zahlreichen Reisen in Kristiania Station machte, empfing man ihn als Ehrengast.
Einen der wichtigsten Salons der Stadt führte in jenen Jahren die Socialite Maren Sars-Welhaven. Ihre weit verzweigte Familie besaß großen Einfluss. Das Problem: Sie war die Schwiegermutter von Fridtjof Nansen, und die beiden waren sich in tiefer Abneigung verbunden.

Frau Welhaven gefiel es gar nicht, dass ihre begabte Tochter Eva – das jüngste von 19 (!) Kindern – ausgerechnet den hemdsärmeligen Nansen heiraten wollte, einen in ihren Augen halbwilden Skiløper ohne feine Lebensart. Die bibelfeste Protestantin störte sich auch sehr an Fridtjofs mangelnder Frömmigkeit. Sie befürchtete, dass er nicht immer der beste Ehemann für ihre Tochter sein würde. Womit sie richtig lag.
Fridtjof Nansen, der ungeliebte Schwiegersohn
Doch dass der junge Zoologe und Ski-Enthusiast keine Kultur gehabt hätte, das stimmt so nicht. Fridtjof Nansen war zwar ein Verfechter des Friluftsliv und fühlte sich in der Natur wohler als als in den feingeistigen Zirkeln der Stadt. Aber er liebte Poesie und verfügte über großes zeichnerisches Talent. Wer sich die Illustrationen in seinen Bücher ansieht, wird entdecken, dass nicht wenige der schönsten Zeichnungen von Nansen selbst stammen.

Als Eva und Fridtjof nach der Heirat ihr erstes Haus bezogen – die Holzvilla »Godthaab« unweit der Stadt -, wurde auch ihr Heim zu einem Treffpunkt der kreativsten Köpfe Kristianias. Zu den Gästen zählten unter anderem die Schriftstellerin Amalie Skram, die Frauenrechtlerin Gina Krog, der Meteorologe Henrik Mohn und natürlich Evas künstlerischer Mentor Edvard Grieg.
Edvard Grieg – Evas Mentor und väterlicher Freund der Nansens
Letzterer hegte große Sympathien für den Mann seiner Lieblingsschülerin, wie ein von ihm überliefertes Zitat über Fridtjof Nansen beweist: „Weit mehr als ein einfacher Sportler und Abenteurer ist er ein bemerkenswerter Philosoph – und dabei trotz seiner Selbstsicherheit ein offener, anspruchsloser und bescheidener Mensch“.



Als Eva und Fridtjof ein Paar wurden, fand dies vor den Augen einer breiten Öffentlichkeit statt. Auch bei ihrer Hochzeit in der Kirche von Uranienborg am 6. September 1889 waren nicht nur jede Menge Freunde und Verwandte anwesend (beide stammten aus Großfamilien), sondern auch unzählige Schaulustige.
Doch die großen Momente ihrer Liebe erlebten sie zu zweit. Und die wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens trafen sie ganz allein.
In „Eismusik“ erzähle ich davon.

In der nächsten Nordlichtpost wird es maritim, seid gespannt!
Herzlich, Angela
Hier die letzten Folgen der Nordlichtpost:
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